
Was waren das noch für Zeiten: Geschlagene 20 Jahre ist es jetzt her, dass Theo Waigel – damals nur Bundesfinanzminister und noch nicht „Mister Euro“ – nach der Amigo-Affäre und dem Abgang von Max Streibl bayrischer Ministerpräsident werden wollte. Doch quelle malheur: Prompt wurde bekannt, dass Waigel eine Liaison mit der ehemaligen Spitzenskifahrerin Irene Epple unterhielt, obwohl er damals noch mit seiner ersten Frau verheiratet war. Was folgte, ist bekannt: Es ging ein Aufschrei durch die CSU und der trickreiche Edmund Stoiber wurde Streibls Nachfolger.
Heute hat Bayern wieder eine Amigo-Affäre – über Jahre wurden Familienangehörige von Landtagsabgeordneten als Angestellte geführt –, und doch ist alles anders. Theo Waigel höchstpersönlich wird von Horst Seehofer zur „hohen Autorität“, ja zur „Ikone“ und „moralischen Instanz“ der CSU ausgerufen. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass inzwischen bayrische Bundesminister gerne einmal Berliner Zweitfamilien samt eigenem Nachwuchs unterhalten, was aber in der Christlich Sozialen Union von heute keineswegs spätere Ministerpräsidentenehren verunmöglicht. Nein, nein, soviel ethischer Fortschritt muss schon sein.