Dem großen Dichter und Citoyen Stefan Heym
Heute vor einhundert Jahren wurde in Chemnitz, als Sohn von Elsa und Daniel Flieg und im Schlafzimmer einer Wohnung am Kaiserplatz 13, Helmut Flieg geboren. Zwanzig Jahre später, 1933, um zwei Uhr nachts auf dem Hauptpostamt in Prag kam – gewissermaßen in einer Sturzgeburt – Stefan Heym zur Welt. Der Emigrant meldete seinen Verwandten die geglückte Flucht. Um die Adressaten nicht zu gefährden, durfte er als Absender nicht seinen wahren Namen angeben. Ohne lange zu überlegen und ohne an geistige Wahlverwandtschaften zu denken, schrieb er einen Namen als Absender auf die Postkarte, den er in den folgenden Jahrzehnten mit einem gewaltigen Lebenswerk in die Geschichte der Literatur, die Geschichte der Deutschen und Europäer, in die Geschichte der Kämpfe des zwanzigsten Jahrhunderts unlöschbar eintrug.
Es war das kleine Gedicht eines 18jährigen Gymnasiasten, das die Flucht des jungen Mannes erzwang, das einen Lebensweg vorherbestimmte, das eine entscheidende Weiche seines Lebens stellte und diesem Leben Richtung und Haltung gab. Der junge Flieg hatte am Frühstückstisch in der Zeitung die Notiz gelesen, dass deutsche Reichswehroffiziere als Instrukteure zur Kuomintang-Armee nach China entsandt werden. Drei Stunden später, während des Religionsunterrichts, schreibt er empört ein paar Verse zu dieser Meldung: „Wir exportieren! Wir exportieren! Wir machen Export in Offizieren! [...