Ausgabe August 2013

Brasilien: Volksaufstand statt Fußballfest

20 Centavos haben das Fass zum Überlaufen gebracht: Wie ein Lauffeuer verbreiteten sich in den letzten Wochen Demonstrationen in zahlreichen brasilianischen Städten von Porto Alegre bis Rio de Janeiro – zeitgleich zum Confederations Cup, dem Probelauf für die Fußball-WM 2014, der jüngst in Brasilien ausgetragen wurde. In ihrer Dimension und Intensität überraschten sie nicht nur viele Brasilianer, sondern auch ausländische Beobachter. Was war passiert in dieser Samba- und Fußballnation, die nach außen hin das Image eines gutmütigen Riesen pflegt, deren Binnen- und Außenwirtschaft prosperiert und die zunehmend die globale politische Agenda beeinflusst?

Entzündet hatten sich die Demonstrationen an der Erhöhung der Ticket preise für öffentliche Verkehrsmittel, viele sprechen daher auch von der Freifahrschein-Bewegung (Movimento Passe Livre). In Rio de Janeiro lautete der Slogan der Demonstranten in Anlehnung an den Titel der letzten UN-Nachhaltigkeitskonferenz ironisch „Rio - 20“ (Rio minus 20 Centavos). Doch die Proteste schwollen selbst dann noch an, als viele Städte die Fahrpreiserhöhung bereits wieder zurückgenommen hatten. Mehr als eine Million Menschen demonstrierten am 21. Juni in mehr als 100 brasilianischen Städten.

Sie haben etwa 8% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 92% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (9.50€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

USA vs. Brasilien: Zollkrieg als Geopolitik

von Frederico Füllgraf

Der Zollkrieg der USA gegen Brasilien hat nicht in erster Linie wirtschaftliche, sondern zuvörderst politische Gründe: Zum einen regiert in Brasilien mit Luiz Inácio Lula da Silva ein Politiker der Arbeiterpartei PT, zum anderen geht die brasilianische Justiz seit dem von Ex-Präsident Jair Bolsonaro angezettelten Putschversuch vom 8. Januar 2023 entschieden gegen den Rechtsextremismus im Land vor.