Ausgabe September 2013

Die »Gnade der späten Geburt«?

Politikwissenschaft in Deutschland und die Rolle Theodor Eschenburgs

In der Fachöffentlichkeit wie auch in einer (wenngleich begrenzten) publizistischen Öffentlichkeit wird seit einigen Monaten über die Frage diskutiert, ob die Deutsche Vereinigung für Politische Wissenschaft (DVPW) den von ihr alle drei Jahre verliehenen Wissenschaftspreis für das Lebenswerk einer Politikwissenschaftlerin oder eines Politikwissenschaftlers weiterhin mit dem Namen eines ihrer Gründerväter schmücken soll: Theodor Eschenburg.

Eschenburg (1904-1999) war von 1952 bis zu seiner Emeritierung Professor in Tübingen und weit über die Grenzen seines Fachs hinaus bekannt. Er bildete Generationen von Studentinnen und Studenten aus, schrieb regelmäßig in der „Zeit“, hielt Kontakt mit zahlreichen Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Politik und Verwaltung und galt als ein public intellectual, dessen Stimme in der Öffentlichkeit gehört wurde. Seine von vielen so wahrgenommene Rolle ist mit dem Titel des praeceptor Germaniae auf den Begriff gebracht worden.

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In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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