Ausgabe Februar 2014

Südsudan: Die Tragödie als Chance?

Seit Mitte Dezember herrscht wieder Krieg im Südsudan – nur zweieinhalb Jahre nach Gründung des jungen Staates im Juli 2011. Nachdem es in der Hauptstadt Juba zunächst nur eine Auseinandersetzung zwischen Soldaten unterschiedlicher Volksgruppen gegeben hatte, griffen die Kämpfe innerhalb weniger Tage auf weite Landesteile über. Die südsudanesische Regierung um Präsident Salva Kiir wirft dem ehemaligen Vizepräsidenten Riek Machar vor, zusammen mit anderen Abtrünnigen aus dem Führungszirkel der Staatspartei SPLM (Sudan People’s Liberation Movement) einen Militärputsch geplant zu haben. Eine Reihe von hochrangigen Politikern wurde verhaftet, Riek Machar selbst gelang die Flucht. Kurz darauf stellte er sich an die Spitze von aufständischen Einheiten der Armee, die vor allem im ölreichen Nordosten des Landes große Gebiete kontrollieren.

Auf den ersten Blick handelt es sich bei dem Konflikt primär um einen machtpolitischen – zwischen zwei rivalisierenden Politikern. Doch es ist seine ethnische Dimension, die ihn so gefährlich macht: Salva Kiir stammt aus der weite Teile des Südsudan dominierenden Volksgruppe der Dinka, während Riek Machar die zweitstärkste Volksgruppe der Nuer repräsentiert. In dieser Verbindung liegt letztlich seine Sprengkraft.

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