Der Vormarsch der radikal-sunnitisch-islamistischen Terrorgruppe „Islamischer Staat im Irak und (Groß-)Syrien“ (ISIS) treibt nicht nur den bereits existierenden Zerfallsprozess des Irak und die Spaltung zwischen Sunniten und Schiiten voran, sondern gefährdet die gesamte nahöstliche Region. Er könnte einen Flächenbrand und damit einen regionalen Krieg im Nahen Osten auslösen. Seit Jahresbeginn kontrolliert ISIS die Stadt Falludscha und Teile der Provinz Anbar westlich von Bagdad. Nahezu ungehindert nahm sie die zweitgrößte irakische Stadt Mossul und weitere Städte ein und attackierte die größte Ölraffinerie des Landes in Baidschi, rund 200 Kilometer nördlich von Bagdad. Nun versucht sie mit aller Gewalt, zur Hauptstadt vorzudringen. Unterstützt werden die Islamisten dabei von anderen sunnitischen Gruppen, darunter Anhänger des ehemaligen Baath-Regimes von Saddam Hussein. Zwar gelang es dem irakischen Militär, den Angriff der ISIS auf Bagdad vorerst aufzuhalten. Doch die jüngsten Eroberungen bringen ISIS ihrem Ziel näher, die von ihr kontrollierten Gebiete im Irak und in Syrien miteinander zu verbinden. Bereits Ende Juni rief ISIS hier ein islamisches Kalifat aus, zu dessen Oberhaupt sie ihren Anführer Abu Bakr al-Baghdadi ernannte. Zugleich änderte sie ihren Namen in Islamischer Staat (IS).
In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist.