Ausgabe Juli 2015

Katastrophenkapitalismus, Teil I

Wachstum bis zum Untergang

Ökologische Katastrophen, soziales Elend und millionenfache Flucht: Dass der globale Kapitalismus derzeit an seine Grenzen stößt, ist offenkundig. Wie aber könnten taugliche Alternativen zum Katastrophenkapitalismus aussehen? Die »Blätter« widmen sich dieser zentralen Menschheitsfrage seit langem – neuerdings auch mit ihren Democracy Lectures (Thomas Piketty 2014 und Naomi Klein 2015) sowie mit ihrer dreiteiligen Sommerserie. Sie stammt in diesem Jahr von David Harvey (nach Arundhati Roy 2012 und Vandana Shiva 2014) und basiert auf seinem neuen Buch »Siebzehn Widersprüche und das Ende des Kapitalismus«, das soeben im Ullstein Verlag erschienen ist. Die Übersetzung aus dem Englischen stammt von Hainer Kober. – D. Red.

Dem Kapital geht es immer um Wachstum, und es wächst notwendigerweise exponentiell. Diese Bedingung der Kapitalreproduktion stellt einen extrem gefährlichen, aber bis heute weitgehend unbeachteten und vernachlässigten Widerspruch dar. Nur wenige Menschen verstehen die Mathematik des Zinseszinses oder das Phänomen des exponentiellen Wachstums und seine Gefahren. Selbst die Wirtschaftswissenschaft verkennt die Bedeutung des Zinseszinses für die wachsende Verschuldung. So kam es, dass ein entscheidendes Element der Erklärung für die globale Krise von 2008 im Dunkel blieb.

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