Ausgabe Dezember 2015

Vom Glück zum BIP - und die Alternative des guten Lebens

Am Vorabend der Französischen Revolution sagte der Abgeordnete des revolutionären Nationalkonvents Louis Antoine de Saint-Just, dass „das Glück“ eine „neue Idee in Europa“ sei. Und in der Tat handelte es sich dabei im Gegensatz zur himmlischen Glückseligkeit (béatitude) und zum öffentlichen Wohl (félicité) um ein materielles und individuelles Wohlergehen – und damit bereits um einen Vorboten des Bruttoinlandsprodukts pro Kopf der Ökonomen, dessen ethische Dimension gering, ja fast nichtig ist.

Das spiegelt den durch die Aufklärung (Lumières, Enlightenment, Illuminismo) bewirkten Bruch wider, der die zeitgenössische sogenannte Gelehrtenrepublik umtreibt, bevor er das Leben der Völker Europas im Galopp unter dem Namen „esprit du siècle“, verkörpert in Napoleon Bonaparte, durcheinanderwirbelt. Diese große kosmopolitische Bewegung bedeutete einen radikalen Bruch mit der christlichen Ökumene (jenem angeblich dunklen und obskuren Mittelalter), deren Ideal des guten Lebens in der Sprache der Gebildeten durch das lateinische beatitudo ausgedrückt wurde: „O beata solitudo, o sola beatitudo“ – „O selige Einsamkeit, o einziges Glück“. Die Glückseligkeit war hier ausgesprochen spirituell, himmlisch gar, immateriell und kollektiv, als Gemeinschaft der Heiligen.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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