Nach Jahren des Stillstands zeichnet sich im Nahen Osten eine historische Wende ab. Am 12. Oktober einigten sich die beiden rivalisierenden Palästinenserorganisationen Hamas und Fatah in Kairo auf erste Schritte zur Versöhnung. Beide Gruppierungen beendeten damit offiziell ihren seit 2007 schwelenden Bruderkrieg. Damals vertrieb die Hamas, die im Jahr zuvor die Parlamentswahl in den palästinensischen Gebieten gewonnen hatte, nach dem Scheitern einer Regierung der nationalen Einheit die Fatah aus dem Gazastreifen. Seither gab es zwei nebeneinander regierende palästinensische Verwaltungen: die Hamas in Gaza und die Fatah im Westjordanland.
Bei den jüngsten Gesprächen unter Vermittlung Ägyptens ging es vor allem darum, den Gazastreifen formal unter die Verwaltungskontrolle der palästinensischen Fatah-Regierung von Präsident Mahmud Abbas zu stellen, die ihren Sitz im von Israel besetzten Westjordanland hat. Hamas-Mitglieder sollen dafür wichtige Ministerposten in einer zu bildenden Einheitsregierung erhalten; die Fatah verpflichtet sich im Gegenzug, die rund 40 000 von der Hamas-Regierung im Gazastreifen eingestellten Bediensteten vorerst weiter zu beschäftigen und zu bezahlen.
Bereits am 3. Oktober hatte die Hamas damit begonnen, die Gaza-Verwaltung an die Fatah zu übergeben. Die Zuversicht in der Bevölkerung ist groß, dass die Machtübergabe tatsächlich klappen könnte.