Ausgabe Oktober 2020

Wir und die Anderen

Kolonialismus, Rassismus und die deutsche Außenpolitik

Ende des neunzehnten Jahrhunderts, als es die Künstler Europas auf der Suche nach dem Licht in die südliche Ferne zog, beherrschten europäische Staaten nahezu alle Erdteile. Sie ließen keine Gegend aus, die sich schwach und unorganisiert zeigte, um ihre Macht zu exerzieren und ihre Interessen durchzusetzen. Hinter ihren Machtdemonstrationen stand immer ein Zivilisationsanspruch, der bis heute von großer gesellschaftlicher und sozialpsychologischer Bedeutung ist. Die Überlegenheit des Abendlandes war also nicht nur militärischer, technologischer und wirtschaftlicher Natur, sondern sie betraf die geistigen Grundlagen menschlicher Entwicklung und manifestierte sich auch im Denken wie in der Sprache.

Denkweisen und Sprache sind untrennbar verbunden. Die Zeichensprache des Kolonialismus war eindeutig, wenn es darum ging, alles zu eliminieren, was die Existenzberechtigung seiner Macht und Überlegenheit zu hinterfragen drohte. Rassistische Denkmuster halfen dabei. Die Fremde und das Fremde wurden so zur großen Leere, die es mit eigenen vertrauten Mitteln zu bearbeiten galt.

Doch diese „Leere“ war nur ein Symbol, um die Ausbeutung weiter Erdteile zu legitimieren. Interessenkonflikte waren dabei unvermeidbar und führten ab 1914 zum ersten großen weltumspannenden Krieg.

Oktober 2020

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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