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Bereits vor einem Jahr hätte der Bundestag den alle vier Jahre fälligen Bundesbedarfsplan für das Hochspannungsnetz verabschieden sollen, aber der Beschluss blieb bislang aus. Nun aber kam der parlamentarische Prozess endlich doch in Gang. Die Verzögerung offenbart die Konflikte um die Umsetzung der notwendigen Energiewende und insbesondere darum, wie der Strommarkt hierzulande und in ganz Europa organisiert ist.
Bereits Ende Juni vermeldete die Denkfabrik Agora Energiewende einen Rekordwert: Im ersten Halbjahr 2020 stammte mehr als die Hälfte des hierzulande produzierten Stroms aus erneuerbaren Energien. Den mit Abstand größten Anteil des Ökostroms – 73 Mrd. der insgesamt 126 Mrd. Kilowattstunden – produzierten dabei Windkraftanlagen an Land und auf See.[1] Der Haken ist nur: Die meisten der Windkraftanlagen stehen im Norden der Republik. Damit aber ganz Deutschland vom Öko-Boom profitiert, braucht es, so betont auch die Bundesregierung, große Stromtrassen, die den Strom bis in den Süden des Landes transportieren.
Um diese Trassen tobt seit 2014 allerdings in ein heftiger Streit. Im Fokus stehen dabei vier lange Nord-Süd-Trassen (von denen zwei weitgehend zusammen verlegt werden). Vor allem Menschen aus dem ländlichen Bayern sorgten mit Protesten dafür, dass deren Baupläne im Jahr 2015 geändert wurden.