Ausgabe Mai 2021

China gegen Japan: Die Macht der Geschichte

Schlacht von Tientsin, 1900 (Public Domain)

Bild: Schlacht von Tientsin, 1900 (Public Domain)

Am 19. März kam es zum ersten Aufeinandertreffen von der neuen US-Regierung mit der chinesischen Führung – einem Datum von historischer Bedeutung, das an tiefe Verletzungen und Konflikte im chinesisch-amerikanischen, aber auch im chinesisch-japanischen Verhältnis rührt.

Der neue US-Außenminister Antony Blinken und US-Sicherheitsberater Jake Sullivan trafen sich in Anchorage, Alaska, mit Chinas Außenminister Wang Yi und dem höchsten Außenpolitiker der Kommunistischen Partei und damit faktisch wichtigsten Außenpolitiker Chinas, Yang Jiechi, zu einem zweitägigen Meinungsaustausch. Beide Seiten hatten zweiminütige Eingangsstatements verabredet, aber Yang Jiechi hielt sich nicht an diese Vereinbarung. In einem fünfzehnminütigen Vortrag machte er den Amerikanern glasklar deutlich: Wir sind euch ebenbürtig und lassen uns von euch nicht die Umgangsregeln diktieren. Ja, mehr noch: Wir lassen uns von euch überhaupt keine Regeln diktieren. Was etwa in Xinjiang, mit den Uiguren, geschieht, geht euch ebenso wenig etwas an wie unsere Politik gegenüber Taiwan und im südchinesischen Meer, weil beides zu China gehört. Euer demokratisches Modell funktioniert nicht in den USA, so der KP-Offizielle unter Anspielung auf den Sturm auf das Kapitol; umso weniger habt ihr das Recht, es für allgemeingültig und also auch als für China geltend zu erklären.[1]

Einen derartigen Affront haben die USA schon lange nicht mehr erlebt.

Mai 2021

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In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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