Ausgabe April 2022

Einsam und verstummt: Studierende in der Pandemie

IMAGO / YAY Images

Bild: Müde Studentierende schläft auf Büchern in der Bibliothek (IMAGO / YAY Images)

Seit nunmehr zwei Jahren besteht das Fenster zur Hochschule aus gekacheltem Glas. Ein bei jeder Videokonferenz abrufbares Mosaik aus Namen und Gesichtern, verschwommen und weit entfernt. Die Pandemie hat das Studierendenleben in Deutschland grundlegend verändert und zugleich ins Verborgene gedrängt. Der Freie Zusammenschluss von Student*innenschaften (fzs) hat jüngst versucht, das Bild zu schärfen. In einer Umfrage hat der Verein herausgefunden, dass hinter den meisten Mosaikfenstern Sorgen sitzen.[1]

Das Ergebnis des fzs ist besorgniserregend: Nicht nur blicken 49 Prozent der befragten Studentinnen und Studenten mit schlechten bis sehr schlechten Gefühlen auf das aktuelle Semester. Sondern die Probleme reichen weit über das Studium hinaus: 62 Prozent der 7600 Befragten fühlen sich niedergeschlagen, 73 Prozent leiden unter Konzentrationsproblemen, 41 Prozent unter Schlafstörungen. Und auch die Körper streiken. Über Kopf- und Rückenschmerzen klagt mehr als die Hälfte, Augenschmerzen quälen mehr als ein Drittel der Befragten. Die Umfrage wurde zwar breit gestreut, ist aber nicht repräsentativ. Wem die Kraft oder die Nerven fehlten, der oder die beteiligte sich nicht. Die Dunkelziffer bei den Beschwerden dürfte also hoch sein. Solch drastische Alarmsignale müssten längst über die digitalen Hörsäle hinaus erhört werden. Und doch werden sie selbst in den eigenen Reihen nicht vernommen.

April 2022

Sie haben etwa 9% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 91% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (11.00€)
Druckausgabe kaufen (11.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Drei Millionen ohne Abschluss: Was tun?

von Maike Rademaker

Die Zahl war lediglich einen Tag lang einige Schlagzeilen wert: Rund 2,9 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 34 Jahren hierzulande haben keinen Berufsabschluss. Maike Rademaker analysiert Gründe und Lösungsansätze.