
Bild: Matthes und Seitz
Bescheiden nennt Klaus Dörre sein neues Werk ein „Büchlein“ und am Ende gar eine „Flaschenpost“. Dabei hat der Jenaer Soziologieprofessor ein ambitioniertes Buch vorgelegt: Er präsentiert einen „Kompass“ für eine bessere Gesellschaft und gibt damit zu verstehen, dass er ein zukunftsweisendes Opus magnum verfasst hat, mit dem er sich zumindest implizit in die Reihe der „Klassiker“ Marx und Engels einreihen möchte. Friedrich Engels misst Dörre in „Die Utopie des Sozialismus“ denn auch eine besondere Bedeutung zu: Neben den „Aktiven in der Klimabewegung“ widmet er ihm zum 200. Geburtstag dieses Buch. Dies gilt dem späten Engels, der nicht mehr den revolutionären, sondern den parlamentarischen Weg zum Sozialismus weist. Ein Sozialismus muss es aber sein; Dörre schreckt nicht vor dem „S-Wort“ zurück, auch wenn es in der Vergangenheit vielfach missbraucht wurde. Der Sozialismus, den er vor Augen hat, bildet in vielerlei Hinsicht einen Gegenpol zum realexistierenden Sozialismus unseligen Angedenkens, aber auch zum Kapitalismus der Gegenwart.
Der Sozialismus des 21. Jahrhunderts, der Dörre vorschwebt, ist „kein unabänderliches Endziel, das im Gang der Geschichte bereits angelegt wäre. Weder handelt es sich um ein unabänderliches Theoriegebäude noch um ein starres Gesellschaftsmodell“, betont der Autor.