Ausgabe November 2023

USA: Die Republikaner im kalten Bürgerkrieg

Doug Burgum, Chris Christie, Nikki Haley, Ron DeSantis, Vivek Ramaswamy, Tim Scott und Mike Pence während einer republikanischen Vorwahl-Debatte, 27.9.2023 (IMAGO / USA TODAY Network / Robert Hanashiro)

Bild: Doug Burgum, Chris Christie, Nikki Haley, Ron DeSantis, Vivek Ramaswamy, Tim Scott und Mike Pence während einer republikanischen Vorwahl-Debatte, 27.9.2023 (IMAGO / USA TODAY Network / Robert Hanashiro)

Es hätte ein Coup für Kevin McCarthy werden können, doch dann wurde es ein Coup gegen ihn: Buchstäblich in letzter Minute zauberte der Anfang des Jahres erst im fünfzehnten Anlauf gewählte Speaker des US-Repräsentantenhauses einen überparteilich unterstützten Übergangshaushalt aus dem Hut. Der befürchtete „government shutdown“ wurde so vermieden oder jedenfalls bis zum 17. November verschoben. Dabei kam der Republikaner den Rebellen in seiner eigenen Fraktion – mutmaßlich gegen seine eigene Überzeugung – weit entgegen und führte zugleich Präsident Joe Biden und die Demokraten im Senat vor: Sie mussten schlucken, dass es zunächst keine weitere Unterstützung der Ukraine geben würde. Ansonsten hätte es geheißen, diese sei ihnen wichtiger als das Wohl der Amerikaner.

Doch acht Rebellen um den Abgeordneten Matt Gaetz aus Florida machten mit ihrer Drohung ernst, ihn abzusetzen – mit Hilfe der demokratischen Minderheit. „McCarthy is a creature of the swamp“, meinte Gaetz hämisch, ein Produkt des Washingtoner Politiksumpfes, den es um jeden Preis auszutrocknen gelte: Jeglicher Kompromiss mit den Demokraten sei abzulehnen.

Diese Position ist im Kontext des „divided government“, also mit einem Demokraten im Weißen Haus, pure Realitätsverweigerung. Und sie zeigt, wie weit die Zersetzung der Republikanischen Partei fortgeschritten ist, die zwar nicht mit Donald Trump begann, doch von diesem stark forciert wurde und wird.

»Blätter«-Ausgabe 11/2023

Sie haben etwa 10% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 90% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (11.00€)
Druckausgabe kaufen (11.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Januar 2026

In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Der Kampf um Grönland: Versöhnung als Geopolitik

von Ebbe Volquardsen

Die Stadt Karlsruhe könnte schon bald vor einem Dilemma stehen. Im Januar 2025 zeichnete sie ihren langjährigen Stadtvertreter Tom Høyem (FDP) mit der Ehrenmedaille aus. In den 1980er Jahren war der gebürtige Däne, mittlerweile auch deutscher Staatsbürger, Dänemarks letzter Minister für Grönland – ein Amt aus der Kolonialzeit.

Infantino-Trump: Goldgangster im Gleichklang

von Jan Kursko

Zum Glück gibt es sie doch noch, die Gerechtigkeit auf dieser brutalen Welt! Da beschert ein Mann Millionen den Frieden – und beendet sogar Kriege, angeblich acht an der Zahl, von denen die Welt zuvor noch nie gehört hatte –, und doch hat das Nobelpreiskomitee ihn schnöde rechts liegen lassen.