Ausgabe Dezember 2024

Die reparierte Moderne

Wie die Verlusterfahrung das Fortschrittsparadigma überwindet

Ein MAGA-Schild vor einem brennenden Haus in Camarillo, California, 6.11.2024 (IMAGO / ZUMA Press Wire / Amy Katz)

Bild: Ein MAGA-Schild vor einem brennenden Haus in Camarillo, California, 6.11.2024 (IMAGO / ZUMA Press Wire / Amy Katz)

Make America Great Again“: Donald Trumps Wahl- und – wie wir inzwischen wissen – gleich zweimaliger Siegesslogan bringt die Stoßrichtung der wirkmächtigsten Neuentwicklung im politischen Feld der Gegenwart auf den Punkt: Im Populismus dreht sich alles um Verluste. Seine Wählerbasis sind insbesondere jene Menschen, die Status- oder Machtverluste erfahren haben oder diese befürchten und einen allgemeinen gesellschaftlichen Niedergang wahrnehmen. Das populistische Versprechen lautet, vermeintlich ideale, jedenfalls bessere Verhältnisse, wie sie früher geherrscht hätten, zwischenzeitlich aber verloren wurden, wiederherzustellen. Die immer neuen Verlustängste kommen dem Populismus dabei gerade recht, ja, sie werden von ihm systematisch genährt. Populismus ist politisches Verlustunternehmertum. Er stellt aber nur das prominenteste Beispiel eines breiten politisch-kulturellen Feldes von verlustorientierten Bewegungen der letzten Jahre dar, zu denen etwa auch die „Gelbwesten“ aus dem ländlich-kleinstädtischen Frankreich oder die „Incels“ gehören.

Die Relevanz von Verlusten im Feld des Politischen betrifft als Reaktion darauf jedoch auch das linksliberale Lager: Denn je stärker die Rechtspopulisten werden, umso mehr fürchten die Linksliberalen demokratische Regressionen.

»Blätter«-Ausgabe 12/2024

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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