Ausgabe Dezember 2024

Chiles Linke auf der Suche nach Erneuerung

Tomás Vodanovic von der linken Partei Frente Amplio wurde in Maipú wiedergewählt. Er ließ in seiner ersten Amtszeit als Bürgermeister neue Gesundheitszentren bauen, Straßen renovieren und das lokale Trinkwassersystem erneuern, 27.10.2024 (IMAGO / Aton Chile / Edwin Navarro)

Bild: Tomás Vodanovic von der linken Partei Frente Amplio wurde in Maipú wiedergewählt. Er ließ in seiner ersten Amtszeit als Bürgermeister neue Gesundheitszentren bauen, Straßen renovieren und das lokale Trinkwassersystem erneuern, 27.10.2024 (IMAGO / Aton Chile / Edwin Navarro)

Gut ein Jahr vor den Präsidentschaftswahlen in Chile hat die dortige Bevölkerung neue Bürgermeister:innen und Gouverneur:innen gewählt. Die Kommunalwahlen vom 27. Oktober 2024 gelten als wichtige Zwischenwahlen und Stimmungstest für die amtierende Mitte-links-Regierung unter Präsident Gabriel Boric. Die von vielen erwartete herbe Niederlage für die Regierungsparteien blieb aus, ebenso wie ein klarer Sieg der radikalen Rechten oder der Mitte-rechts-Koalition Chile Vamos. Allerdings gelang es dieser, mehrere Gemeinden zurückzuerobern: Statt zuvor 87 kontrolliert sie nun 122 Bürgermeisterämter, während zugleich die relativ junge radikale Rechte des Partido Republicanos, dessen Präsidentschaftskandidat deutscher Abstammung José Antonio Kast 2021 noch in die Stichwahl kam, nur acht, zumeist ländliche, Rathäuser gewann. Die regierende Mitte-links-Koalition büßte dagegen 39 Bürgermeisterämter ein und regiert jetzt nur noch in 111 Gemeinden.[1] Bei den Wahlen der Regionalgouverneur:innen verpassten die meisten Kandidat:innen die nötigen 40 Prozent der Stimmen und müssen Ende November in eine Stichwahl. Doch schon jetzt steht fest, dass auch hier rechte Parteien dazu gewinnen konnten. Besonders schmerzhaft ist für die Regierung der Verlust des Rathauses der Hauptstadt Santiago. Noch vor dreieinhalb Jahren war dort die Kommunistin Irací Hassler eingezogen.

»Blätter«-Ausgabe 12/2024

Sie haben etwa 9% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 91% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (11.00€)
Druckausgabe kaufen (11.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Chile: Leere Versprechen für die Indigenen?

von Malte Seiwerth

Am 1. Juni hielt der chilenische Präsident Gabriel Boric zum letzten Mal seine jährliche Rede vor den beiden Parlamentskammern des südamerikanischen Landes, eine Tradition, die seit 1833 gepflegt wird. Nach dreieinhalb Jahren im Amt wirkte seine Rede bereits wie ein Abschied.

Ecuador: Mit Mini-Trump zum Mafiastaat?

von Frank Braßel

Der klare Sieg von Daniel Noboa bei der ecuadorianischen Präsidentschaftswahl am 13. April war eine Überraschung: Mit knapp 56 Prozent der Stimmen landete der amtierende Präsident in der Stichwahl deutlich vor seiner Konkurrentin von der Partei des ehemaligen linkspopulistischen Präsidenten Rafael Correa.

Sheinbaum versus Trump: Glücksfall für Mexiko?

von Anne Haas

Ist es ein gutes Zeichen, heutzutage von US-Präsident Donald Trump gelobt zu werden? Diesen „Ritterschlag“ erhielten bisher nur männliche Rechtspopulisten wie Javier Milei, Nayib Bukele oder Jair Bolsonaro. Dass nun der als links geltenden mexikanischen Präsidentin Claudia Sheinbaum diese Ehre gleich mehrmals zuteilwurde, hat auch die internationale Presse bewegt.