Ausgabe Februar 2025

Trumps Irrtum, Putins Kalkül: Das drohende Ende der Ukraine

Auf einem russischen Propagandaplakat in Donezk steht unter einem Z-Zeichen: Donbass unterstützt den Präsidenten! 5.3.2022 (Valentin Sprinchak / IMAGO / ITAR-TASS)

Bild: Auf einem russischen Propagandaplakat in Donezk steht unter einem Z-Zeichen: Donbass unterstützt den Präsidenten! 5.3.2022 (Valentin Sprinchak / IMAGO / ITAR-TASS)

Vizepräsident JD Vance hat einmal gesagt, ihm sei egal, was mit der Ukraine geschieht. Wir werden bald herausfinden, ob die US-Bevölkerung seine Gleichgültigkeit teilt, denn falls es nicht bald große neue Hilfeleistungen aus den Vereinigten Staaten gibt, wird die Ukraine den Krieg wahrscheinlich innerhalb der nächsten zwölf bis achtzehn Monate verlieren. Die Ukraine würde dann nicht auf eine angenehme, ausverhandelte Weise verlieren, bei der sie zwar wichtige Landesteile opfern müsste, aber als unabhängiges Land bestehen bliebe, souverän und durch westliche Sicherheitsgarantien geschützt. Stattdessen stünde sie vor einer totalen Niederlage, dem Verlust ihrer Souveränität und vollständiger russischer Kontrolle.

Dies ist für Donald Trump ein unmittelbares Problem. Er hat versprochen, den Krieg nach seiner Amtsübernahme schnell zu beenden, aber nun steht er vor der harten Wirklichkeit, dass Wladimir Putin kein Interesse an einer Verhandlungslösung hat, die die Ukraine als souveränes Land intakt lässt. Zudem sieht Putin eine Gelegenheit, der amerikanischen Weltmacht einen schweren Schlag zu versetzen. Trump muss sich nun entscheiden, ob er eine beschämende strategische Niederlage auf der Weltbühne akzeptiert oder ob er sofort die US-Unterstützung für die Ukraine verdoppelt, solange noch Zeit ist. Sein Entschluss in den nächsten Wochen wird nicht nur das Schicksal der Ukraine bestimmen, sondern auch den Erfolg seiner Präsidentschaft.

»Blätter«-Ausgabe 2/2025

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In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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