Ausgabe Juni 2025

Die Wunde DDR

Christoph Hein, Das Narrenschiff, Cover: Suhrkamp Verlag

Bild: Christoph Hein, Das Narrenschiff, Cover: Suhrkamp Verlag

Einen starken Titel hat Christoph Hein für seinen neuen Roman gewählt: „Das Narrenschiff“. Auf diesem Gefährt fällt das Abendlicht vieler Passagiere zusammen mit dem Untergang eines Staats, den sie nach dem Zweiten Weltkrieg aufgebaut hatten. Die Alten verklären die Anfänge, die Jungen erwidern: Nein, es ist nicht besser gewesen. Und dann folgt lächelnd ein Satz, in dem das Dilemma einer Diktatur aufscheint, die sich Deutsche Demokratische Republik nannte: „Und das Beste war das, was es überhaupt nie gegeben hat.“

Die utopische Kraft unterschied das östliche vom westlichen Deutschland. Je stärker diese erlahmte, desto mehr näherte sich der Staat seinem Ende. Söhne der Gründungsväter wie der mit Hein befreundete Thomas Brasch rebellierten, kamen zuweilen ins Gefängnis oder – merkwürdige Bestrafung im vermeintlichen Arbeiterstaat – in die Produktion. Die Enkel wollten Freiheit, und die von ihnen begonnene Meuterei angesichts des Anfangs vom Ende der Sowjetunion mutierte zur Vorgeschichte der deutschen Neuvereinigung.

Dies ist der Stoff des alle Gattungen umfassenden Werks von Christoph Hein. Nach Stücken, Erzählungen und seinem Durchbruch mit der Novelle „Der fremde Freund – Drachenblut“ erschien 1985 mit „Horns Ende“ sein erster Roman, der zum einzigen in der DDR ohne Druckgenehmigung erschienenen Werk avancierte.

»Blätter«-Ausgabe 6/2025

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Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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