
Bild: Nicole Mayer-Ahuja, Klassengesellschaft akut. Cover: Verlag CH Beck
Dass die Gesellschaften des entwickelten Kapitalismus doch keine klassenlosen Gebilde sind, hat sich herumgesprochen. Über Jahrzehnte dominierte das Diktum der „nivellierten Mittelstandsgesellschaft“ des konservativen Sozialwissenschaftlers Helmut Schelsky den Blick auf die deutsche Gesellschaft. Heute ist davon kaum noch die Rede. Stattdessen richtet sich die Aufmerksamkeit auf die eklatante Ungleichverteilung von Einkommen, Vermögen und Lebenschancen. Doch die soziologische Durchdringung dieser Entwicklungen bleibt kontrovers. Wie lassen sich die dahinter verborgenen Dynamiken erfassen? Handelt es sich bei den gespaltenen Gesellschaften um traditionelle Klassengesellschaften oder dominieren neue Klassenspaltungen? Oder führt die klassenanalytische Herangehensweise auf eine falsche Fährte? Müssen die Entwicklungen mit einem anderen Analysebesteck bearbeitet werden?
Zu diesem Themenkomplex hat die Göttinger Soziologin Nicole Mayer-Ahuja bei C.H. Beck einen instruktiven Debattenbeitrag vorgelegt. Dabei hat sich die Autorin um eine gut lesbare und kompakte Darstellung dieses komplexen Themas bemüht – mit Erfolg. Auf gut 230 Textseiten (ergänzt um weitere 40 Seiten mit Anmerkungen und Literaturverzeichnis) präsentiert sie eine soziologisch gehaltvolle und zugleich griffige Abhandlung. Dass dabei auch relevante Facetten des Themas unthematisiert bleiben müssen, ist unvermeidlich und wird nicht verschwiegen.