Ausgabe Oktober 2025

Rente: Wider den demografischen Alarmismus

Symbolbild: Einkommens- und Ungleichverteilung (IMAGO / Panthermedia)

Bild: Symbolbild: Einkommens- und Ungleichverteilung (IMAGO / Panthermedia)

In der Juli-Ausgabe der „Blätter“ argumentierte der Wirtschaftswissenschaftler Frank Hoffer, die Rente könne durch Produktivitätswachstum und eine gerechtere Finanzierung gesichert werden. Eine Integration von allen Beschäftigten in eine allgemeine Rentenversicherung lehne er jedoch ab. Dem widerspricht der Gewerkschaftssekretär Maximilian Waclawczyk. Er kritisiert das vorherrschende Narrativ der „gestörten Generationengerechtigkeit“ und fordert eine solidarische Erwerbstätigenversicherung für alle sowie eine gerechte Besteuerung von Kapitaleinkünften, hohen Vermögen und Erbschaften, um die Rente zukunftsfest zu machen. 

Die Menschen müssten mehr und länger arbeiten, das Rentenniveau müsse gesenkt, „hohe“ Renten gekürzt und allgemein mehr privat vorgesorgt werden – die Liste der Vorschläge für eine Reform des deutschen Rentensystems ist lang. Immer wieder und mit großer Hartnäckigkeit wird dabei das Narrativ von der gestörten Generationengerechtigkeit bemüht, auch in der aktuellen Debatte über die Stabilisierung des Rentenniveaus. 

Den argumentativen Bezugspunkt im momentanen Gerechtigkeits- und Sozialstaatsdiskurs bildet die durch den demografischen Wandel drohende Überforderung der Jungen: „Die Babyboomer müssen ihren Teil dazu beitragen, dass die Sozialversicherungssysteme nicht kollabieren“, forderte jüngst Monika Schnitzer.[1]

Dabei besteht für demografischen Alarmismus kein Anlass.

»Blätter«-Ausgabe 10/2025

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Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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