Ausgabe Dezember 2009

Armee mit Ambitionen

Als der US-Kongress – nach dem Vietnamkrieg – eine reine Berufsarmee schuf, war dies möglicherweise von allen Entscheidungen, die er je traf, die gefährlichste. Heute steckt Amerika in einer tiefen politischen Krise, einer unerklärten Kraftprobe um die Machtstellung des Pentagon gegenüber derjenigen eines neu gewählten Präsidenten.

Noch hat Barack Obama seine Entscheidung, wie es mit dem Krieg in Afghanistan weitergehen soll, nicht verkündet, aber alles spricht für die Annahme, dass er sich der Meinung der Militärs anschließen wird. Doch zugleich setzen ihn seine republikanischen Gegenspieler gewaltig unter Druck, seine Befehlsgewalt als Präsident de facto ganz aufzugeben und die strategischen Grundentscheidungen des Landes anderen zu überlassen.

Stanley McChrystal, der Offizier, dem Obama den Oberbefehl im Afghanistankrieg übertrug, verlangt 40 000 Soldaten und Soldatinnen zusätzlich, womit die Gesamtstärke der US-Truppen dort auf über 100 000 (oder künftig noch mehr) ansteigen würde. Ohne diese Truppenverstärkung könne er seine Aufgabe nicht lösen, sagt der General, und selbst mit ihr sei es möglicherweise nicht zu schaffen, den Krieg binnen eines Jahrzehnts zu gewinnen. Doch die amerikanische Öffentlichkeit zweifelt mittlerweile grundsätzlich am Sinn dieses Krieges, insbesondere die liberale Wählerschaft des Präsidenten selbst.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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