Ausgabe Februar 2011

Wettbeweb der Katastrophen

Die psychologische Mauer zwischen Israelis und Palästinensern

Bei der Verleihung des Siegfried-Unseld-Preises in Berlin im September 2010 sagte der israelische Preisträger, Amos Oz: „Würden Sie Sari Nusseibeh und mich in den Vorraum dieser Halle setzen, wären wir in der Lage, innerhalb weniger Stunden die Rahmenbedingungen für eine Friedensvereinbarung zwischen Israel und Palästina zu entwerfen. Wir beide glauben an historische Kompromisse und an Koexistenz, und wir beide sind überzeugt, dass wir nicht zulassen dürfen, dass die Leiden der Vergangenheit die Versprechen der Zukunft erdrosseln.“[1] Und sein palästinensischer Mitpreisträger Nusseibeh beschwor, wenn auch wesentlich gedämpfter, „den Zauber in uns“, der den verfahrenen Friedensprozess doch noch voranbringen werde.

Von „zauberhaften” Kompromissen auf politischer Ebene kann jedoch keine Rede sein, im Gegenteil: Die erneuten Nahostgespräche befinden sich bereits in der Sackgasse, ehe sie richtig begonnen haben. Da die israelische Regierung im Westjordanland weiter jüdische Siedlungen baut, sieht die Palästinensische Autonomiebehörde wenig Grund zu verhandeln. Von Vertrauen keine Spur – dabei ist dies die Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Dialog.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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