Ausgabe August 2015

Der neue Cybernationalismus

China und Indien auf der Suche nach einer »alternativen Moderne«

Indien und China, die beiden Milliarden-Menschen-Mächte, wurden Ende der 1940er Jahre zu souveränen Staaten. Gleichzeitig verschrieben sie sich der Vision einer sozialistischen Modernisierung und behielten einander dabei stets neugierig und wachsam im Auge. In den letzten Jahren haben sich die beiden Staaten zunehmend auf eine triumphale Geschichtsdarstellung eingelassen – wonach die westlich-kapitalistische Moderne außerwestlichen Völkern den richtigen Weg zu Fortschritt und Entwicklung gewiesen habe. Doch für viele Inder und Chinesen war ihre nationale Erfahrung und Identität vor allem vom Kampf für die Befreiung von der militärischen und wirtschaftlichen Beherrschung durch den Westen geprägt.

Besonders eng war die Beziehung beider Länder im ersten Jahrzehnt ihrer Unabhängigkeit, als sie versuchten, dem amerikanischen Druck im Hinblick auf einen Eintritt in den Kalten Krieg zu widerstehen und für die jungen postkolonialen Nationen eine neutrale Außenpolitik zu formulieren. Auf dem historischen Gipfeltreffen neuer asiatischer und afrikanischer Staaten im April 1955 in Bandung schienen Mao, der chinesische Premierminister Zhou Enlai und der erste indische Ministerpräsident Jawaharlal Nehru ganz natürliche Bundesgenossen zu sein bei der gleichermaßen schweren Aufgabe, Hunderte Millionen von Menschen aus Elend und Armut herauszuführen.

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Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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