Ausgabe Februar 2015

Russlands Absturz

Russland ächzt unter der Finanzkrise – der Wert des Rubels sinkt drastisch; große Unternehmen stecken in der Klemme; Familien fürchten um ihre Ersparnisse, und dem Regime sagen Kommentatoren eine ungewisse Zukunft voraus. Aber reden wir da von 2014, 2008 oder 1998? Nun, wir erleben derzeit die dritte wirtschaftliche Krisenrunde im postsowjetischen Russland. Jedes Mal schwappte die Krise von jenseits der russischen Grenzen her ins Land, und jedes Mal bedeutete sie eine erhebliche Bedrohung des Regimes, das nichtsdestotrotz die beiden ersten Runden überlebte. Wird es diesmal anders ausgehen?

1998 waren es der Niedergang der Ölpreise und die Finanzkrise in Asien, die das ausländische Kapital aus Russland flüchten ließen, woraufhin das Land seine hohen Auslandsschulden nicht mehr bedienen konnte und die großen Banken zahlungsunfähig wurden. Ein geschwächter Präsident Jelzin sah sich gezwungen, mit Jewgenij Primakow einen Widersacher zum Ministerpräsidenten zu ernennen, und ein Kabinett zu akzeptieren, in dem Kommunisten hochrangige Posten einnahmen. Doch acht Monate später war die Krise vorbei und Jelzin kam wieder zu Kräften, Primakow und sein Kabinett wurden sang- und klanglos gefeuert.

Zehn Jahre später ließen die Finanzkrise von 2008 und die darauffolgende Große Rezession die Nachfrage nach Russlands Exporten einbrechen.

Sie haben etwa 13% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 87% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Die Rückkehr des Besatzers

von Sergej Lebedew

Vor fünfzig Jahren, am 1. August 1975, wurde mit der Unterzeichnung des Abkommens von Helsinki die Unverletzlichkeit der nach dem Zweiten Weltkrieg errichteten Grenzen anerkannt. Wie wir wissen, dauerte die Ordnung von Helsinki etwa fünfzehn Jahre. Die Sowjetunion hörte auf zu existieren, und die Länder Ost- und Mitteleuropas fanden ihren Weg zu Freiheit und Eigenstaatlichkeit.