Russland ächzt unter der Finanzkrise – der Wert des Rubels sinkt drastisch; große Unternehmen stecken in der Klemme; Familien fürchten um ihre Ersparnisse, und dem Regime sagen Kommentatoren eine ungewisse Zukunft voraus. Aber reden wir da von 2014, 2008 oder 1998? Nun, wir erleben derzeit die dritte wirtschaftliche Krisenrunde im postsowjetischen Russland. Jedes Mal schwappte die Krise von jenseits der russischen Grenzen her ins Land, und jedes Mal bedeutete sie eine erhebliche Bedrohung des Regimes, das nichtsdestotrotz die beiden ersten Runden überlebte. Wird es diesmal anders ausgehen?
1998 waren es der Niedergang der Ölpreise und die Finanzkrise in Asien, die das ausländische Kapital aus Russland flüchten ließen, woraufhin das Land seine hohen Auslandsschulden nicht mehr bedienen konnte und die großen Banken zahlungsunfähig wurden. Ein geschwächter Präsident Jelzin sah sich gezwungen, mit Jewgenij Primakow einen Widersacher zum Ministerpräsidenten zu ernennen, und ein Kabinett zu akzeptieren, in dem Kommunisten hochrangige Posten einnahmen. Doch acht Monate später war die Krise vorbei und Jelzin kam wieder zu Kräften, Primakow und sein Kabinett wurden sang- und klanglos gefeuert.
Zehn Jahre später ließen die Finanzkrise von 2008 und die darauffolgende Große Rezession die Nachfrage nach Russlands Exporten einbrechen.