Ausgabe Juli 2015

China: Geopolitik durch Infrastruktur

Es ist das außenpolitische Kernprojekt von Präsident Xi Jinping: Eine neue Seidenstraße soll den Handel zwischen Europa, Asien und Afrika fördern. Schon seit 2012 verkehrt der Trans-Eurasia-Express zwischen dem zentralchinesischen Chongqing und Duisburg. Weitere Straßen- und Schienenverbindungen sollen folgen, ein System von Seerouten ist ebenfalls geplant.

Nach ihrer Fertigstellung wird die Seidenstraße 65 Länder verbinden. Beim asiatischen Wirtschaftsforum in Boao Ende März d.J. warb Peking um weitere Beteiligung an seinem Großvorhaben. Zugleich liefert diese Initiative ein Musterbeispiel für Chinas Infrastruktur-Außenpolitik. Diese wirkt subkutan, sie verläuft gewissermaßen unter der Oberfläche des existierenden Systems internationaler Organisationen und diplomatischer Beziehungen. Die Volksrepublik will transnationale Infrastrukturen aufbauen, nutzen und kontrollieren. Damit erreicht der Aufstieg des Landes Dimensionen, die man nicht mit Hilfe der üblichen Schablonen von Militär- und Wirtschaftsmacht erfassen kann.

Bei Infrastrukturen denkt man sofort an Dämme, Straßen, Eisenbahnlinien oder Telekommunikationsnetze. In der Tat verwirklicht China entsprechende Projekte längst weltweit in großem Maßstab. Erstmals schwappt nun eine größere Welle chinesischer Infrastruktur-Investitionen auch über Europa hinweg.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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