Ausgabe Oktober 2015

Überschreiten und Unterwandern

Albert O. Hirschmans Odyssee durch das 20. Jahrhundert

Bild: Hernán Díaz (1963)

Es ist schwer zu erklären, warum der 100. Geburtstag von Albert O. Hirschman am 7. April dieses Jahres in Deutschland nahezu unbemerkt geblieben ist. Nur die „Frankfurter Rundschau“ brachte einen kurzen Artikel von Claus Leggewie. Dabei war Hirschman einer der unkonventionellsten und kreativsten Sozialwissenschaftler des vergangenen Jahrhunderts. Seine zahlreichen Schriften, darunter sein bekanntestes Werk „Exit, Voice, and Loyalty“, machen ihn zu einem der wichtigsten Sozialtheoretiker jenseits des Mainstreams. Zugleich hat er mit seiner schier unglaublichen Vita dieses Jahrhundert wie nur wenige andere politische Denker an maßgeblichen Schauplätzen miterlebt und geprägt.

Hirschman war zeit seines Lebens ein zutiefst politischer Mensch. Schon als Schüler in Berlin setzt er sich gegen den Faschismus ein, anschließend im spanischen Bürgerkrieg sowie in Frankreich und Italien. In Marseille wird er zum Lebensretter für Naziverfolgte. Während der lateinamerikanischen Militärdiktaturen baut er institutionelle Rettungsflöße für oppositionelles Denken und hilft so dabei, den Boden für die Rückkehr zur Demokratie zu bereiten.

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Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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