1968 und der heimatlose Antikapitalismus

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Vor genau 50 Jahren, am 11. April 1968, flogen die „drei Kugeln auf Rudi Dutschke“ (Wolf Biermann), wurde der charismatische Anführer des „Sozialistischen Deutschen Studentenbundes“ (SDS) auf dem Berliner Kurfürstendamm durch einen rechtsradikalen Attentäter lebensgefährlich verletzt. Dutschke war in der „Frontstadt“ Berlin lange der unbestrittene Hauptakteur gewesen, seine Ansprachen waren getragen von großem existenziellem Pathos. Gerne zitierte er den Marxschen Satz aus der Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie „mit dem kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist“. Dabei schwankte Dutschke zwischen Hinschmeißen und dem Übergang in eine „echte“ Stadtguerilla-Aktion. Und kurz bevor ihn die verhängnisvollen Kugeln trafen, ließ er sich auf dem Cover des Wirtschaftsmagazins „Capital“ („für lumpige tausend Mark“) ablichten, woraufhin er innerhalb des SDS mit harscher Kritik konfrontiert wurde.
Er hatte ungewollt ein Tabu gebrochen, begriff sich die 68er-Revolte doch selbst sowohl als eine antikapitalistische als auch als eine inter- und transnationale Bewegung.