Ausgabe August 1990

Friedensdividende?

Amerikanische Diskussionen und Entwicklungsperspektiven nach dem Ende des Kalten Krieges

1. Rüstungsausgaben unter Druck

Selten hat sich der Militärhaushalt der USA so großer öffentlicher Aufmerksamkeit erfreut wie in den letzten Monaten. Im Herbst dieses Jahres wird das erste Verteidigungsbudget nach den umwälzenden Ereignissen in Osteuropa verabschiedet. Zur Debatte steht, wie die Militär- und Rüstungspolitik der USA hierauf reagieren kann und soll. Dabei geht es vor allem um zwei Probleme: Zum einen ist es im vergangenen Jahr jenseits vernünftiger Zweifel klar geworden, daß die Staaten des Warschauer Vertrages in keiner Weise zu einer militärischen Gefahr für Westeuropa werden können. Das erfordert die Revision eines Rüstungskonzeptes, dessen Waffen- und Truppenplanung zu rund 50% auf eine massive militärische Auseinandersetzung in Europa ausgerichtet ist. Zum anderen ist ebenso deutlich geworden, daß die Sowjetunion aus militärischen und ökonomischen Gründen nicht in der Lage und aus politischen Gründen nicht bereit ist, eine interkontinentale Konfrontation mit den USA zu beginnen. Das stellt die Angemessenheit eines Konzeptes in Frage, dessen besonderer Akzent darauf liegt, das Arsenal des strategischen Schlagabtausches zu modernisieren und zu erweitern.

Die Regierung Bush hat Erwartungen auf eine wesentliche Revision ihrer rüstungspolitischen Konzeption bislang enttäuscht.

August 1990

Sie haben etwa 4% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 96% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Waffenruhe und Repression

von Katajun Amirpur

Die Schadenfreude in der iranischen Bevölkerung über die Tötung einiger verhasster Anführer der Revolutionsgarden währte nur kurz. Denn als Israel am 13. Juni Anlagen des iranischen Atomprogramms, militärische Einrichtungen und hochrangige Kommandeure der iranischen Militärführung angriff, wurde schnell klar: Benjamin Netanjahu hielt nicht, was er versprochen hatte.

Donald Trump und die moderne Konterrevolution

von Bernard E. Harcourt

Mit einer Flut von Präsidialdekreten und Notstandserklärungen hat Donald Trump die Axt an den US-amerikanischen Regierungsapparat und die globale Ordnung gelegt. Er zerschlägt den Verwaltungsstaat, schließt Behörden und entlässt Bundesbedienstete.