Ausgabe Februar 1990

Ein bißchen Perestroika auch in den USA

Trotz der hohen Popularität von US-Präsident Bush und der satten Selbstgefälligkeit der Republikaner sei eine optimistische These gewagt: Es gibt guten Grund zu der Hoffnung, daß links-reformerische Bewegungen in den 90er Jahren stärkeren Einfluß auf den politischen Entscheidungsprozeß der USA nehmen werden. Im Dezember 1989 prognostizierte der Konsumentenaktivist Ralph Nader gar, daß amerikanische "Politiker vom Ausmaß der kommenden Proteste so überrascht sein werden wie osteuropäische Regierungen über die Proteste in ihren Ländern". Zwei Faktoren haben dem im weitesten Sinn linken Spektrum Auftrieb gegeben: das Ende des Kalten Krieges und die wachsende Unzufriedenheit der US-Bevölkerung mit den Alternativen, die sich in ihrem politischen System bieten. Die Bedeutung der Ideologie des Kalten Krieges im politischen Leben der USA kann kaum unterschätzt werden. Mit Warnungen vor dem "Kommunismus" rechtfertigten Politiker Kriege und Hochrüstung, machten sie "sozialistisch" und selbst "liberal" zu Schimpfwörtern und bremsten "linke" Strömungen und Organisationen, seien es der Gewerkschaftsverband AFL-CIO oder die Bürgerrechts und Friedensbewegung.

Februar 1990

Sie haben etwa 9% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 91% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema