Ausgabe Februar 1990

Ein bißchen Perestroika auch in den USA

Trotz der hohen Popularität von US-Präsident Bush und der satten Selbstgefälligkeit der Republikaner sei eine optimistische These gewagt: Es gibt guten Grund zu der Hoffnung, daß links-reformerische Bewegungen in den 90er Jahren stärkeren Einfluß auf den politischen Entscheidungsprozeß der USA nehmen werden. Im Dezember 1989 prognostizierte der Konsumentenaktivist Ralph Nader gar, daß amerikanische "Politiker vom Ausmaß der kommenden Proteste so überrascht sein werden wie osteuropäische Regierungen über die Proteste in ihren Ländern". Zwei Faktoren haben dem im weitesten Sinn linken Spektrum Auftrieb gegeben: das Ende des Kalten Krieges und die wachsende Unzufriedenheit der US-Bevölkerung mit den Alternativen, die sich in ihrem politischen System bieten. Die Bedeutung der Ideologie des Kalten Krieges im politischen Leben der USA kann kaum unterschätzt werden. Mit Warnungen vor dem "Kommunismus" rechtfertigten Politiker Kriege und Hochrüstung, machten sie "sozialistisch" und selbst "liberal" zu Schimpfwörtern und bremsten "linke" Strömungen und Organisationen, seien es der Gewerkschaftsverband AFL-CIO oder die Bürgerrechts und Friedensbewegung.

Februar 1990

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