Wir Deutschen haben keinen allgemein anerkannten nationalen Feiertag, keinen 14. juillet wie die Franzosen, für die der Sturm auf die Bastille und die Befreiung der dort Gefangenen ein Datum darstellt, an das die nationale Erinnerung anknüpfen kann. Eine Zeitlang hat man geglaubt, aus dem 17. Juni Kapital schlagen zu können, aber so recht hat dieses Datum des niedergeschlagenen Aufstands der Arbeiter in der DDR von 1953 nicht tragen können, jedenfalls nicht im Westen.
Es war wohl von vornherein falsch, stellvertretend für die, die die Kosten zu tragen hatten, zu feiern. Diese Unwahrhaftigkeit hat sich gerächt, gefeiert wurde und wird ein Tag des Konsums. Was historisch ohne direkte Folgen ist, zählt nicht. Heute, unter veränderter Situation, gibt es eine neue Debatte um einen Tag des nationalen Gedenkens, an der ich mich hier beteiligen will. Als ich meine alte Mutter danach fragte, sagte sie etwas grimmig, sie brauche keinen solchen Tag. Dahinter steht ihre Auffassung, daß Nationalismus ein Schmarren ist; Gründe für diese Annahme gibt es ja genug.
Aber der Wunsch, etwas zu feiern und im Gedächtnis zu behalten, ist offenbar stärker als die rationale Einsicht. Ich halte es für falsch, dieses Thema und die Formen der Symbolik den Rechten zu überlassen.