Die erneute sprunghafte Erhöhung der Ölpreise trifft die Weltwirtschaft in einer komplizierten Umbruchphase, in der die Unsicherheiten über die künftige Entwicklung ohnehin schon groß sind. Zu diesen Unsicherheiten gehören: - die durch ein labiles Finanzsystem und Stagnationstendenzen gekennzeichnete Wirtschaftslage in den USA; - die hohen Realzinsen und die hektischen Bewegungen der Börsenkurse; - die kurz- und mittelfristigen wirtschaftlichen Auswirkungen des Umbruchs in Osteuropa und in der Sowjetunion und die Folgen der dortigen Anpassungskrisen; - die Folgen einer Umlenkung von Kapitalströmen aus der Dritten in die Zweiten Welt. Alle diese Probleme sind zu betrachten vor dem Hintergrund eines langen konjunkturellen Aufschwungs in den OECD-Ländern (der Ersten Welt), der 1983 zunächst recht zögernd begonnen, sich aber ab 1988 nochmals beschleunigt hatte. Auch zur Jahresmitte 1990 waren die Erwartungen keineswegs ungünstig gewesen.
Tabelle 1 Konjunktur der G7 siehe PDF Datei
Der IWF hat in seiner jüngsten Prognose, nach der Ölpreiserhöhung, die Wachstumserwartungen für die großen Industrieländer um durchschnittlich ein halbes Prozent zuurückgenommen. War im Juni 1990 noch mit einem durchschnittlichen Wachstumstempo von 2,7% im OECD-Raum gerechnet worden, so wird nun nur noch von 2,2% ausgegangen.