Über den Zusammenhang von Krieg, Bellismus und dualistischem Denken
Die kürzeste, einfachste und am weitesten verbreitete "Kriegsursachenanalyse" erklärt den Krieg als unvermeidlich. Die "Unvermeidlichkeitsthese" begleitet jeden Krieg - ausdifferenziert wird sie durch die Prämissen vom gerechten oder nicht-gerechten, aber gerechtfertigten Krieg. Diese Diskussion begleitet jeden Krieg und ist kein besonderes Charakteristikum des Krieges am Golf. Neu an diesem Krieg ist allerdings die Reaktion vieler linker Intellektueller, die bislang mit ihrer kritischen Haltung gegenüber der Hochrüstungspolitik zwischen Ost und West oder bezüglich der von der "Ersten" in der "Dritten" Welt geführten Kriege an die Öffentlichkeit getreten sind: Als ob es sich beim Golfkrieg um einen singulären Fall gehandelt hätte, haben sie sich, so z.B. Wolf Biermann 1), Hans Magnus Enzensberger 2) oder Andrei S. Markovits 3), auf Argumentationslinien eingelassen, die nur "gut" und "böse" - sprich: die Notwendigkeit von Krieg - zulassen.
Hat dieser Krieg im Vergleich zu anderen Kriegen ein singuläres Merkmal, so ist es diese die Ebenen vermischende Diskussion.