Ausgabe Februar 1991

Nicaragua: Todo sera peor!

Die beiden Mannschaften - Club R und Club S - auf dem Fußballfeld wollen mit ihrem Wettstreit beginnen. Der Anpfiff ist längst überfällig.

Doch die Hooligans von Club R randalieren auf den Rängen und drohen, das Spielfeld zu besetzen. Dieses Bild, das der nicaraguanische Wirtschaftswissenschaftler Oscar René Vargas entworfen hat, vermittelt in groben Zügen die Lage im Land am Ende des Jahres 1990, zehn Monate nach der Wahlniederlage der Sandinisten (FSLN) und 250 Tage nach der Amtsübernahme der Regierung unter Präsident Violeta Chamorro. "Club R", das ist ihr neoliberales Technokraten-Kabinett plus Anhang; Spielführer ist Violetas Schwiegersohn, Antonio Lacayo, ein agiler und reicher Unternehmer.

Dieser Flügel des bei den Wahlen im Februar überraschend siegreichen, jedoch wenig homogenen "Nationalen Oppositionsbündnisses" (Uno) akzeptierte nach den Streiks vom Mai und Juli des vergangenen Jahres, daß die besiegte FSLN und die ihr nahestehenden Massenorganisationen - "Club S" nach wie vor die stärkste und handlungsfähigste Kraft in Nicaragua sind. Gemäß der Ankündigung des abgewählten Präsidenten Daniel Ortega "Wir regieren jetzt von unten." Damit standen, um im Bilde Oscar René Vargas zu bleiben, die Gegenspieler fest. Fehlten noch die Spielregeln.

Februar 1991

Sie haben etwa 12% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 88% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Januar 2026

In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

USA vs. Brasilien: Zollkrieg als Geopolitik

von Frederico Füllgraf

Der Zollkrieg der USA gegen Brasilien hat nicht in erster Linie wirtschaftliche, sondern zuvörderst politische Gründe: Zum einen regiert in Brasilien mit Luiz Inácio Lula da Silva ein Politiker der Arbeiterpartei PT, zum anderen geht die brasilianische Justiz seit dem von Ex-Präsident Jair Bolsonaro angezettelten Putschversuch vom 8. Januar 2023 entschieden gegen den Rechtsextremismus im Land vor.