Ausgabe März 1991

Der Krieg der Scheinheiligen

Seid verflucht alle beide

I

Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen; denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen mißbraucht.

So das erste und dritte Gebot. Beide Präsidenten, sowohl Hussein als auch Bush, haben öffentlich Allah/Gott angerufen, als sie gegeneinander in den Krieg zogen - und trieben damit den blasphemischen Zynismus in neue, ungeahnte Höhen (und dies nicht nur via Satelliten-TV, das sie beim Beten und in der Kirche zeigte). Für aufrichtig Gläubige ist es nicht leicht zu erkennen, wer von beiden der größere Heuchler ist und mehr gegen die Zehn Gebote der Heiligen Schrift und die Entsprechung in den Versen 151-155 im 6. Kapitel des Heiligen Koran verstößt. Du sollst nicht töten, Du sollst nicht stehlen, Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten, Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus, Du sollst nicht begehren deines nächsten Weib, Knecht, Magd, Rind, Esel noch alles, was dein Nächster hat. Ist es nicht besonders verwerflich, die erstgenannten Gebote zu brechen, um den Bruch des letztgenannten zu verschleiern?

II

Begehre nicht deines Nachbarn Hab und Gut noch seine Diener, sagt das 10. Gebot. Beide Präsidenten begehren Kuwaits Öl und die Kontrolle darüber. Schon am 20.

März 1991

Sie haben etwa 3% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 97% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Gaza: Hält der erzwungene Frieden?

von Ignaz Szlacheta

Erst als am 13. Oktober morgens die 20 noch lebenden Geiseln freigelassen worden waren und kurz darauf auch knapp 2000 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen freikamen, wich die Anspannung. Vorher beschrieb der katarische Nachrichtensender Al-Araby die Stimmung im Gazastreifen als einen „Zustand des Wartens und der Wachsamkeit, begleitet von großer Zuversicht“.

Die dunklen Seiten der USA

von Frank Biess

Die autoritäre Wende in den USA unter der Trump-Regierung hat bei vielen Beobachtern in der Bundesrepublik eine große Ratlosigkeit ausgelöst. Schon angesichts der ersten Trump-Regentschaft fragte der Historiker Heinrich August Winkler besorgt, ob „der Westen“ nun zerbreche.