Zur Reaktion der arabischen Welt auf das Vorgehen der Alliierten
Am 17. Januar 1991 begann mit der militärischen Auseinandersetzung am Golf, was der ehemalige stellvertretende US-Außenminister Richard Murphy einige Monate zuvor warnend als einen möglichen "ersten amerikanisch-arabischen Krieg" charakterisiert hatte 1). Für viele Menschen in der arabischen Welt erscheint der neue Krieg am Golf, Verschwörungstheorien aller Art haben Konjunktur, mehr noch, als ein anti-arabischer Kreuzzug unter amerikanischer Führung oder als Offenbarung einer langfristigen Strategie der USA, den Kolonialismus in die arabische Welt zurückzubringen 2). Die in der westlichen, wenn nicht der nördlichen, Öffentlichkeit nahezu übereinstimmend vertretene Auffassung, im Konflikt um Kuwait gehe es um eine Auseinandersetzung der Weltgemeinschaft mit dem Irak, ist nicht die einzig mögliche Sicht der Dinge. Es gibt eine andere, eine arabische, und vielleicht auch eine DritteWelt-Perspektive des Krieges, in der auch die Begründungen für den Truppenaufmarsch und -einsatz am Arabisch-Persischen Golf, die sich in den Resolutionen des UNO-Sicherheitsrats niedergeschlagen haben, in Frage gestellt werden. An drei Punkten soll dies deutlich gemacht werden: an der Frage der Legitimität, an der des Völkerrechts und an der beginnenden Debatte um eine Neuordnung des nah- und mittelöstlichen Raums nach dem Krieg.