Ausgabe Mai 1991

Kurdischer Nachkrieg

Der Krieg am persisch-arabischen Golf ist beendet, die Truppen der Alliierten ziehen sich nach der "Befreiung" Kuwaits zurück.

Aber die Waffen schweigen nicht. Der schiitische Aufstand im Süden des Iraks ist blutig niedergeschlagen worden; im Norden des Landes droht zigtausendfacher Mord an der kurdischen Bevölkerung. Und all dies ereignet sich in einer Lage, in der ohnehin Hungersnot und Seuchengefahr im ganzen Land herrschen. Da die alliierten Bombenangriffe während des zweiundvierzigtägigen Luftkrieges auch die Wasserversorgung Bagdads zerstört haben, trinken die Einwohner ungeklärtes Tigriswasser; in jedem Moment können Cholera- und Typhusepidemien ausbrechen... Klar zeigt sich hier die Doppelmoral westlicher Politik: War die Rückführung der diktatorisch herrschenden Sabah-Dynastie aus Kuwait zu ihren profitablen Ölquellen den USA einen verheerenden Krieg mit Tausenden von Toten und unübersehbaren ökologischen Spätschäden wert, so erklärt man jetzt, sich in "innere Angelegenheiten" nicht einmischen zu wollen, nachdem man zuvor offen zum Umsturz im Irak aufgerufen hatte...

Mai 1991

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