Ausgabe Mai 1991

Kurdischer Nachkrieg

Der Krieg am persisch-arabischen Golf ist beendet, die Truppen der Alliierten ziehen sich nach der "Befreiung" Kuwaits zurück.

Aber die Waffen schweigen nicht. Der schiitische Aufstand im Süden des Iraks ist blutig niedergeschlagen worden; im Norden des Landes droht zigtausendfacher Mord an der kurdischen Bevölkerung. Und all dies ereignet sich in einer Lage, in der ohnehin Hungersnot und Seuchengefahr im ganzen Land herrschen. Da die alliierten Bombenangriffe während des zweiundvierzigtägigen Luftkrieges auch die Wasserversorgung Bagdads zerstört haben, trinken die Einwohner ungeklärtes Tigriswasser; in jedem Moment können Cholera- und Typhusepidemien ausbrechen... Klar zeigt sich hier die Doppelmoral westlicher Politik: War die Rückführung der diktatorisch herrschenden Sabah-Dynastie aus Kuwait zu ihren profitablen Ölquellen den USA einen verheerenden Krieg mit Tausenden von Toten und unübersehbaren ökologischen Spätschäden wert, so erklärt man jetzt, sich in "innere Angelegenheiten" nicht einmischen zu wollen, nachdem man zuvor offen zum Umsturz im Irak aufgerufen hatte...

Mai 1991

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Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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