Ausgabe Januar 1992

Plattform Eine Welt für alle (Auszug)

Das Projekt Eine Welt für alle wird von 33 privaten Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit und des Umweltschutzes getragen. Sie hatten sich 1989 zusammengeschlossen, um den Programmschwerpunkt "Eine Welt" der ARD im Mai 1990 durch eine eigene Informationskampagne zu begleiten. Die jetzige Phase II des Projekts findet im Mai und Juni 1992 statt. Das Projekt steht in einem engen zeitlichen und thematischen Zusammenhang zur UN-Konferenz "Umwelt und Entwicklung" (1. bis 12. Juni 1992 in Rio de Janeiro).

Erneut sollen zu dem entsprechenden Programmschwerpunkt des Fernsehens und anderer Medien eigene Initiativen und Aktionen durchgeführt werden, deren inhaltliche Akzente und Stoßrichtung in dieser Plattform niedergelegt sind. Einleitung Die große Mehrheit der Deutschen kann sagen, daß es ihr materiell gut geht: die meisten von uns haben ein solides Einkommen, eine schöne Wohnung, das Auto vor der Tür, Urlaubsreisen dann und wann und die vielen kleinen Annehmlichkeiten, die das tägliche Leben leichter machen. Das schöne Bild hat eine Kehrseite: die große Zahl von Arbeitslosen und Armen, von Suchtabhängigen (und psychisch Kranken in unserer Mitte, die fast täglichen Meldungen über Treibhauseffekt, Ozonloch Regenwaldvernichtung und Armut in Afrika, Asien und Lateinamerika. Nur allzu gern möchten wir glauben, wir hätten alle Probleme fest im Griff mit unserem sozialen Netz, mit Umweltschutz und Entwicklungshilfe. Die Zahl von einer Milliarde Menschen in absoluter Armut und die fortschreitende Zerstörung der ökologischen Grundlagen unseres Planeten geben Anlaß zu handfesten Zweifeln. Viele fragen sich, wie es weitergehen kann und soll. Die Probleme sind kompliziert. Einfache Lösungen gibt es nicht. Vielfach bestehen Konflikte zwischen verschiedenen Zielen. Konsequenzen im privaten Lebensstil des einzelnen sind notwendig.

Aber ohne einen Wandel in Politik und Gesellschaft wird sich nichts Grundlegendes verändern. Das Projekt Eine Welt für alle will aufklären, Zusammenhänge aufzeigen und zum Handeln motivieren. Es greift das Thema der großen Konferenz der Vereinten Nationen "Umwelt und Entwicklung" (UNCED) auf, die vom 1.-12. Juni 1992 in Rio de Janeiro/Brasilien stattfindet. Auch wenn eine solche Konferenz die Dinge sicher nur schrittweise bewegen kann, erhoffen wir uns von ihr wichtige Anstöße für ein neues Denken und konkrete Vereinbarungen, die der fortschreitenden Umweltzerstörung Einhalt gebieten. Wir erhoffen uns auch, daß eine solche Konferenz die Verständigung der Völkergemeinschaft über Entwicklungswege voranbringt, die sowohl das Überleben heute als auch das künftiger Generationen möglich machen. Zu offensichtlich ist, daß die globalen Probleme nicht mehr von einzelnen Nationen allein gelost werden können. Das Projekt Eine Welt für alle wird sich an der Vorbereitung von UNCED aktiv beteiligen und mit Nachdruck dafür eintreten, daß Maßnahmen des Umweltschutzes und der Armutsbekämpfung gleichermaßen verhandelt werden und ein überzeugender deutscher Beitrag dazu definiert wird.

In dieser Plattform wird das große Thema "Umwelt und Entwicklung" in vier Einzelbereichen (Energie und Verkehr, Ernährung, Müll, Regenwald) entfaltet und für verschiedene Handlungsebenen umgesetzt. Dabei wurden Problemfelder ausgewählt, die exemplarisch die Zusammenhänge zwischen Überfluß, Armut und Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen verdeutlichen und die uns zugleich so unter die Haut gehen können, daß daraus nicht nur Betroffenheit, sondern auch Wege zum konkreten Handeln erkennbar werden. Auf diese Bereiche wollen sich die Initiatoren von Eine Welt für alle zunächst beschränken, ohne damit die Bedeutung anderer Themen, wie beispielsweise Bildung, Gesundheit oder Bevölkerungswachstum, zu verkennen. (... )

Trägerorganisationen (Stand: 1.11.1991) ADRA, Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe e.V., Heidelberger Landstr., 6100 Darmstadt; aej, Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend e.V., Porschestr. 3, 7000 Stuttgart 40; Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe e.V., Theodor-HürtliStr. 2-6, 5000 Köln 21; Andheri-Hilfe e. V., Mackestr. 53, 5300 Bonn 1; Arbeiterwohlfahrt, Oppelner Str. 130, 5300 Bonn 1; Bahai, Der Nationale Geistige Rat der Bahai in Deutschland e.V., Eppsteinerstr. 89, 6238 Hofheim-Langenhain; Brot für die Welt, Stafflenbergstr. 76, 7000 Stuttgart 1; Care Deutschland e.V., Wesselstr. 12, 5300 Bonn 1; Deutscher Caritasverband, Karlstr. 40, 7800 Freiburg; Kinderhilfswerk e.V., Laiblinstegstr. 9-11, 7440 Nürtingen; Deutsches Aussätzigen-Hifswerk e.V., Dominikanerplatz 4, 8700 Würzburg 11; Deutscher Entwicklungsdrenst GmbH, Kladower Damm 299, 1000 Berlin 22; Deutsche Welthungerhilfe e.V., Adenauerallee 134, 5300 Bonn 1; Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen, Poppelsdorfer Allee 55, 5300 Bonn 1; DPWV, Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband, Heinrich-Hoffmann-Str. 3, 6000 Frankfurt/Main 71; Dienste in Übersee e.V., NikolausOtto-Str. 13, 7022 Leinfelden-Echterdingen; Deutscher Volkshochschul-Verband e.V., Rheinallee 1, 5300 Bonn 2; DW Shop, Deutsche Welthungerhilfe, Hermannstr. 63, 5300 Bonn 3; gepa, Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt mbH, Talstr. 20, 5830 Schwelm; Gesellschaft Kultur des Friedens, Am Lustnauer Tor 4, 7400 Tübingen; Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit GmbH, Dag-Hammarskjöld-Weg 1, 6236 Eschborn 1; Kindernothilfe e.V., Düsseldorfer Landstr. 180, 4100 Duisburg 28; Lichtbrücke e.V., Leppestr. 48, 5250 Engelskirchen; MISEREOR, Bischöfliches Hilfswerk Misereor e.V., Mozartstr. 9, 5100 Aachen; missio, Internationales Katholisches Missionswerk e.V., Goethestr. 43, 5100 Aachen; missio, Internationales Katholisches Missionswerk, Ludwig Missionsverein, Pettenkoferstr. 26-28, 8000 München 2; Peter-Hesse-Stiftung, Postfach 32 42, 4006 Erkrath; Stiftung Entwicklung und Frieden, Gotenstr. 152, 5300 Bonn 2; SID, Society for International Development, Sektion Bonn, Gierolstr. 45, 5300 Bonn 1; TEAM-Versand GmbH, Rawiestr. 5, 4500 Osnabrück; terre des hommes BRDeutschland e.V., Ruppenkampstr. 11a, 4500 Osnabrück; UNICEF, Deutsches Komitee für UNICEF, Höninger Weg 104, 5000 Köln 51; World University Service, Deutsches Komitee e.V., Goebenstr. 35, 6200 Wiesbaden. Eine Welt für alle Geschäftsstelle, Tieckstr. 7, 5000 Köln 30, Telefon (02 21) 55 53 54, Telefax (02 21) 55 35 31.

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