Ausgabe August 1993

Straffreier Antisemitismus

Der Dominikanerpater Dr. Heinrich Basilius Streithofen ist genauso, wie es sein Name verspricht. Will heißen, in der Regel ist er bumsfidel, so richtig Heinrich Basilius, er trinkt gerne einen Schoppen und raucht eine Zigarre, man kann schließlich nicht nur beten und arbeiten. Zu Zeiten wird er jedoch ungemütlich, ein veritabler Streithofen, und dann haut er auf den Tisch und sagt, was gesagt werden muß. Der Herr Jesus ist ja auch in den Tempel hinein und hat die Wucherer und Geschäftemacher mit der Peitsche hinausgejagt. Als er damals die Juden Mores lehrte, würde der Pater vielleicht sagen, wurde der Grundstein für das Neue Testament gelegt. Ein solcher heiliger Zorn überkam den Pater, als er im letzten Herbst in der Emsländischen Volksbank Meppen predigte.

Er sprach: "Die Juden und Polen sind die größten Ausbeuter des deutschen Steuerzahlers." Im Februar weilte er beim Geflügelzüchterverband Weser-Ems in Bakum (die Wege des Herrn sind unergründlich) und wiederholte, daß die Juden und Polen eine Last für den Steuerzahler seien. Im März nahm er an einer Andacht des CDU-Kreisverbandes und der Senioren-Union Ransbach-Baumbach teil und verkündigte erneut: "Die Juden sind die stärksten Ausbeuter des deutschen Steuerzahlers.

August 1993

Sie haben etwa 16% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 84% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Micha Brumlik: Ein furchtloser Streiter für die Aufklärung

von Meron Mendel

Als die Hamas am 7. Oktober 2023 Israel überfiel und anschließend der Krieg der Netanjahu-Regierung in Gaza begann, fragten mich viele nach der Position eines Mannes – nach der Micha Brumliks. Doch zu diesem Zeitpunkt war Micha bereits schwer krank. Am 10. November ist er in Berlin gestorben.

Israel in der dekolonialen Matrix

von Eva Illouz

Manchmal kommt es auf der Weltbühne zu Ereignissen, die unmittelbar einen grundlegenden Bruch markieren. Der 7. Oktober 2023 war ein solches Ereignis. Die Hamas verübte Verbrechen gegen die Menschlichkeit, indem sie fast 1200 Israelis ermordete.

Kein »Lernen aus der Geschichte«

von Alexandra Klei, Annika Wienert

Wofür steht der 8. Mai 1945 in der deutschen Erinnerungskultur? Bereits zum 70. und zum 75. Jahrestags beschäftigten wir uns ausführlich mit dieser Frage. Ist dem jetzt, am 80. Jahrestag, etwas Neues hinzuzufügen?

Der Nahostkonflikt und die Kunst: Wider die Logik des Boykotts

von Saba-Nur Cheema, Meron Mendel

Spätestens seit dem 7. Oktober 2023, dem andauernden Krieg in Gaza und Libanon sind die Fronten verhärteter als je zuvor. Es scheint, als ob es nur eine binäre Wahl zwischen zwei Lagern gäbe. Und in jedem Lager sind es die Radikalen, die den Ton angeben.