Ausgabe Mai 1993

Anerkennung und Teilhabe der Ostdeutschen

Begründungsdefizit deutscher Einheit?

Die staatliche Einheit wird von großen Mehrheiten in Ost- und Westdeutschland nicht zur Disposition gestellt. Offensichtlich aber ist die mit der Vereinigung entstandene Chance kritischer (und nicht einfach nachholender) Modernisierung Ostdeutschlands, einer Reformierung Westdeutschlands und gemeinsamer Gestaltung einer den Herausforderung en des 21. Jahrhunderts entsprechenden neuen Integrationseinheit (vorerst) vergeben. Das Begründungsdefizit deutscher Vereinigung ist m.E. allenthalben sicht- und spürbar. Und die praktischen Einigungsdefizite selbst haben sich längst zu Konflikten, Verwerfungen und einer Krise des gesamten Einigungsprozesses ausgeweitet. West- und Ostdeutsche leben gemeinsam mit Millionen ausländischer Mitbürger wieder in einem Staat, aber noch immer in mindestens zwei sehr unterschiedlichen Gesellschaften.

Die staatliche Teilung ist überwunden; ökonomisch, sozial, politisch-kulturell und mental haben die Ungleichheiten und Spaltungen zunächst eher zudenn abgenommen.

Mai 1993

Sie haben etwa 9% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 91% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Maskulin und libertär

von Stefan Matern, Sascha Ruppert-Karakas

Echte Männer sind rechts“ – das auf Social Media viral gegangene Video des AfD-Politikers Maximilian Krah ist mehr als nur ein lapidares Bekenntnis zu traditionellen Familien- und Geschlechterrollen. Es ist vielmehr der strategische Versuch, junge Menschen niedrigschwellig an AfD-Positionen heranzuführen. Im provokanten Politainmentstil bespielt die Partei auf den digitalen Plattformen unpolitisch anmutende Themen rund um die Probleme und persönlichen Unsicherheiten junger Männer.