Vier Fragen haben Sie gestellt - sie verdienen wirkliche Antworten, nicht noch mehr staatstragenden Dampf, an dem das Land schon lange zu ersticken droht. Ich bin bürgerlich-konservativ erzogen worden und erlebte - 1945 noch ein Knabe - das Kriegsende als deutsche Niederlage, nicht als Befreiung vom Nazi-Joch; von Widerwillen oder gar Widerstand gegen das Regime hatte ich nie und nirgendwo etwas erfahren, in Stuttgart nicht, und auch nicht in Berlin.
Zwar war ich später als Student - Anhänger einer modifizierten Kollektivschuldthese, aber noch bis in die späten 50er Jahre bereit, über die verlorene Nation Tränen zu vergießen. Über welche Nation? Über den Bismarckschen Torso? In den USA, nicht zuletzt wegen eines Auftritts unseres Kanzlers Adenauer vor den Studenten in Berkeley im Jahre 1959 und einer sich daran anschließenden, nicht enden wollenden Kontroverse über die Oder-Neiße-Grenze, begann ich mich öfter zu fragen, welches Deutschland ich eigentlich meinte, wenn ich von "reunification" redete? Da zerrann mir die "Nation" um so mehr unter den Händen, als wir jungen, angeblich aufgeklärten Menschen damals schon - oder noch? - für ein vereintes Europa waren.