Ausgabe August 1994

Globalisierung oder Blockbildung?

Zur Struktur kapitalistischer Internationalisierung

Als das wichtigste Kennzeichen des gegenwärtigen Kapitalismus gilt vielfach das hohe Niveau und die anhaltende Dynamik seiner Internationalisierung. Seit Beginn der 50er Jahre wächst der internationale Handel schneller als die Weltproduktion; er umfaßt mehr und mehr auch den Dienstleistungssektor. Seit den 70er Jahren wird auch die Produktion zunehmend international betrieben: die ausländischen Direktinvestitionen nahmen noch sehr viel schneller zu als der Welthandel: Sie stiegen von knapp 40 Mrd. US-Dollar im Durchschnitt der Jahre 1976 bis 1980 auf fast das Fünffache (187 Mrd. US-Dollar) im Durchschnitt der Jahre 1990 bis 1993 1). Große multinationale Konzerne betätigen sich in allen Teilen der Welt und betreiben die globale Optimierung ihrer weltweiten Beschaffungs-, Produktions- und Vertriebsstrategien. Schließlich das Geldkapital: Es ist am Finanzplatz London ebenso zu Hause wie in Tokio und New York, und dank moderner Technik werden Hunderte von Milliarden Dollar in Minutenschnelle von einem Teil der Erde zum anderen verschoben. Moderner Kapitalismus ist g l o b a l e r Kapitalismus. Der Begriff ist jedoch weniger klar, als es zunächst den Anschein hat, und die mit ihm meist verbundene Vorstellung weltweiter Verflochtenheit und Interdependenz weicht erheblich von der Realität ab 2).

August 1994

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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