Bereits wenige Jahre nach ihrer (vorübergehenden?) Wiederentdeckung stehen die Vereinten Nationen in der Weltöffentlichkeit erneut am Pranger. Vor kurzer Zeit noch galt die UNO mit einigen Erfolgen bei der Lösung regionaler Konflikte und vor allem dem vermeintlich positiven Verlauf des Golfkrieges 1991 im Rücken als vielversprechendes Instrument zur Bewältigung globaler Probleme wie Hunger, Armut, Bevölkerungswachstum oder gewalttätiger Auseinandersetzungen, die aus staatlichem Zerfall resultieren.
Inzwischen hat sich die Hoffnung, eine neue Weltordnung errichten zu können, in der dank einer starken UNO kein Platz mehr für Kriege ist, weitgehend verflüchtigt. Vor dem Hintergrund der Ereignisse in Bosnien-Herzegowina und Somalia hat sich, wie es scheint, die ganze Diskrepanz zwischen Vision und Wirklichkeit der Weltorganisation offenbart, der es trotz aller Bemühungen nicht gelungen ist, die nach dem Ende der Blockkonfrontation auflodernden Konflikte und militärischen Auseinandersetzungen einzudämmen oder gar zu lösen. Die UNO deswegen zum Prügelknaben zu machen, ihr allein die Schuld für die enttäuschten Erwartungen zu geben, wäre zu einfach und würde der Realität des internationalen Systems nicht gerecht werden.
Schließlich kann die Organisation nicht mehr leisten, als ihre Mitgliedstaaten, vor allem die tonangebenden, ermöglichen.