16 Thesen zum Gazakrieg und der deutschen Israelpolitik

Bild: Menschen fliehen aufgrund verstärkter israelischer Angriffe aus dem Norden Gazas, 16.9.2025 (IMAGO / Anadolu Agency)
Wer seit dem 7. Oktober 2023 von Deutschland aus die Nachrichten zum Nahen Osten fortlaufend verfolgt, der steht vor einem quälenden Problem. Die Tag für Tag eintreffenden Informationen, Bilder und Videosequenzen sind so unerträglich geworden, dass man nahezu unausweichlich in eine moralische Zwangslage zu geraten droht. Einerseits versucht man wegen des von der Hamas verübten Massakers an jenem, dem israelischen Volk und seinem Staat nach 1945 gegebenen Solidaritätsversprechen festzuhalten, andererseits aber erlebt man, dass im Zuge des Gazakrieges fortwährend Dinge geschehen, die damit nur schwer oder gar nicht mehr in Einklang zu bringen sind. Ein anfängliches Unbehagen ist immer mehr in Kopfschütteln und Verwunderung, in Klagen und Vorwürfe bis hin zu einer sich verfestigenden Haltung der Empörung umgeschlagen. Dieser Prozess der Ernüchterung, der immer mehr zu einer Abkehr von der bislang geübten Praxis der Israelsolidarität zu kippen droht, betrifft keineswegs nur unser eigenes Land. Die Anzahl verbündeter europäischer Staaten, die diese quälende Erfahrung mehr oder weniger teilen und deshalb zuletzt dazu übergegangen sind, mit Solidaritätserklärungen gegenüber den Palästinensern aufzuwarten, hat stark zugenommen. Deutschland aber scheint demgegenüber noch ein ganz besonderes Problem zu haben. Politik und Öffentlichkeit sind offenbar in eine Zwickmühle geraten.