Streit um den 20. Juli
6. Juni 1994: D-Day-Feiern in der Normandie zur Erinnerung an die alliierte Landung vor 50 Jahren, den Beginn der Befreiung Europas mit der Invasion gegen das Nazireich. Zwei Tage später demonstrieren Bundeskanzler Kohl und der französische Staatsschef Mitterrand in Heidelberg auf einem Treffen mit Jugendlichen die "Freundschaft zwischen unseren Völkern". Wiederum zwei Tage danach begibt sich Mitterrand nach Oradour-sur-Glane, jenem Dorf in der Nähe von Limoges, das am 10. Juni 1944 mit fast allen Einwohnern von Angehörigen der SS-Division "Das Reich" ausgelöscht wurde.
Redner-Andrang
Während dieses Ereignis in den deutschen Medien nur ein schwaches Echo findet, löst der näherrückende 20. Juli hier wie in früheren Jahren, doch diesmal verstärkt vor dem Hintergrund diverser Wahlen, öffentliche Kontroversen aus. Roman Herzog möchte zu Beginn seiner Präsidentschaft auf der zentralen Gedenkveranstaltung für die Hitler-Attentäter in Berlin eine große Rede halten, aber er darf es nicht, denn das hat sich der Kanzler vorbehalten.
Nun ist die SPD alarmiert und verlangt eine angemessene Beteiligung an der Feier. Die Bündnisgrünen wollen auch nicht zurückstehen und bringen den ostdeutschen Bürgerrechtler Jens Reich ins Spiel, der die "demokratisch-moralische Legitimation" habe, am 20. Juli aufzutreten.