Die Verantwortung von Wissenschaftlern für die gesellschaftlichpolitischen Folgen ihrer Tätigkeit war ein klassisches Thema der Literatur der 60er Jahre. Dabei stand durchaus zu Recht die Frage nach der persönlichen Schuld und den individuellen Handlungsmöglichkeiten in der Zeit des Faschismus im Mittelpunkt, denn angesichts der Legenden, die Hitlers Rüstungsexperten nach dem Krieg über ihre Taten präsentierten, war die Frage nach dem "Wie war es wirklich" von aktueller Bedeutung. Wenn dieses Thema heute im Mittelpunkt eines "dokumentarischen" Fernsehfilms steht, so ist zu fragen, ob die alte Herangehensweise neue Erkenntnisse zutage fördern kann.
Gewiß bietet der Zweiteiler von Wolfgang Menge Das Ende der Unschuld von 1991 (am 10. und 16.4. im Ersten schon zum zweitenmal ausgestrahlt) einige vielleicht neue Fakten zur Beantwortung der Frage, warum Hitler den Bau der Atombombe nicht geschafft hat, und geht mit berühmten Leuten hart ins Gericht (etwa mit C. F. von Weizsäcker, der sich prompt in der "Zeit" über die "Irreführung des Publikums" beklagen durfte). Es mag sich wirklich so zugetragen haben, daß die Amerikaner den Wettlauf nur deswegen gewannen, weil es in Deutschland zwei konkurrierende Teams gab, weil Hitler sich auf die Raketentechnik versteift hatte oder weil es im letzten Moment an ein paar Kilo Uran fehlte.