Ausgabe Juni 1994

Eingemeindet

Die Verantwortung von Wissenschaftlern für die gesellschaftlichpolitischen Folgen ihrer Tätigkeit war ein klassisches Thema der Literatur der 60er Jahre. Dabei stand durchaus zu Recht die Frage nach der persönlichen Schuld und den individuellen Handlungsmöglichkeiten in der Zeit des Faschismus im Mittelpunkt, denn angesichts der Legenden, die Hitlers Rüstungsexperten nach dem Krieg über ihre Taten präsentierten, war die Frage nach dem "Wie war es wirklich" von aktueller Bedeutung. Wenn dieses Thema heute im Mittelpunkt eines "dokumentarischen" Fernsehfilms steht, so ist zu fragen, ob die alte Herangehensweise neue Erkenntnisse zutage fördern kann.

Gewiß bietet der Zweiteiler von Wolfgang Menge Das Ende der Unschuld von 1991 (am 10. und 16.4. im Ersten schon zum zweitenmal ausgestrahlt) einige vielleicht neue Fakten zur Beantwortung der Frage, warum Hitler den Bau der Atombombe nicht geschafft hat, und geht mit berühmten Leuten hart ins Gericht (etwa mit C. F. von Weizsäcker, der sich prompt in der "Zeit" über die "Irreführung des Publikums" beklagen durfte). Es mag sich wirklich so zugetragen haben, daß die Amerikaner den Wettlauf nur deswegen gewannen, weil es in Deutschland zwei konkurrierende Teams gab, weil Hitler sich auf die Raketentechnik versteift hatte oder weil es im letzten Moment an ein paar Kilo Uran fehlte.

Juni 1994

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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