Ausgabe März 1994

Unamerikanische Gewalt

Was John Wayne wohl nicht gewußt hat, hat Präsident Clinton im Januar in seiner "Rede zur Lage der Nation" verkündet: Gewalt ist unamerikanisch. "The problem of violence is an un-American problem", sagte er. Und das bedeutet: Im Kampf gegen Gewalt, d.h. Kriminalität, stellt man Parteipolitik hintan, es gibt keine Liberalen und keine Konservativen, es gibt nur Amerikaner, und die sind gegen "Gewalt" und für verschärfte Strafgesetze, für mehr Polizisten, für mehr Überwachungsstaat und für mehr Hinrichtungen.

Diese Rhetorik weckt Erinnerungen. In den 50er Jahren waren die Roten "unamerikanisch". Die Nation bekam Scheuklappen verpaßt, der politische Diskurs schlitterte auf die rechte Fahrbahn, und bürgerliche Freiheiten wurden beschränkt. Die Vernunft ließ man hinter sich. Kommt das jetzt wieder so? Viele Amerikaner geben Clinton anscheinend recht. Wenn man den Umfragen glauben kann, betrachten sie "Verbrechen" als das "bedeutendste Problem" der Nation, wichtiger noch als "die Wirtschaft".

März 1994

Sie haben etwa 13% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 87% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema