Schlecht konnte einem werden. "Sieg!" brüllten fast geschlossen die Titelseiten der schwarzweißroten Groschenpresse. Das ganz andere und ohnehin über jeden Verdacht erhabene "Sonntagsblatt", inzwischen zu "DS" abgespeckt, verkündete, wer denn da gewonnen hatte: "Ein einig Volk von Umweltschützern". Und ein Seereiseveranstalter reihte sich per Anzeige ein: "Major und das Shell Management auf die Galeere. Die im Widerstand Solidarischen zum Sonderpreis an die Segel." Deutsche Momentaufnahmen. Brent Spar wird nach dem Stand der Dinge nicht im Atlantik endgelagert. Shell ("Wir kümmern uns um mehr als Autos") hat verloren, wurde "fast allein auf deutschem Boden" ("Frankfurter Rundschau") besiegt, wo alle möglichen Aufrufer der Kauf nicht bei...-Parole zu allgemeiner Popularität verhalfen.
In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist.