Politische Gestaltung im Zeitalter der Geo-Ökonomie
Edward Luttwak hat in seinem Buch mit dem bellizistischen Titel "Weltwirtschaftskrieg" 1) zu Recht darauf verwiesen, daß wir es heute nicht mehr mit der Nationalökonomie des 19. und frühen 20. Jhs., sondern mit der modernen "Geoökonomie" zu tun haben. Seitdem die Konvertibilität der Währungen selbstverständlich geworden ist und fast als eine zivilisatorische Errungenschaft von Weltbürgern (allerdings nur im reichen Teil der Welt) erlebt wird; seitdem ein internationales Finanzsystem mit seinem Netzwerk den Globus umspannt und seine Agenten viel Phantasie (auch kriminelle) aufwenden, um den Resten nationalstaatlicher Kontrolle zu entfliehen; seitdem alle Welt wenn schon nicht unbedingt dem Prinzip, so doch der Ideologie des Freihandels frönt, ist die Souveränität der Nationalstaaten in der modernen Geoökonomie des Planeten Erde geradezu verdampft.
Sie ist noch vorhanden wie ein diffuser Nebel und nicht wie der eigentliche harte Faktor in den internationalen Machtbeziehungen. Die "realistische Schule" der Theorie internationaler Beziehungen, wo als Akteure die Repräsentanten der Nationalstaaten ihr Spiel spielen, hat den Realitätsbezug verloren. Auch in der ökologischen Debatte weiß man inzwischen von den Auswirkungen der lokal und national erzeugten Umweltschäden auf die "global commons".