Bestandsaufnahme Naher Osten
Fast 20 Jahre lang hat das Wort vom nahöstlichen Friedensprozeß vor allem dazu gedient, amerikanische und gelegentlich europäische oder sowjetische Bemühungen um die Eindämmung des arabischisraelischen Konflikts zu beschreiben. Seit 1991 bezeichnet es erstmals eine tatsächlich auf Frieden hin orientierte Entwicklung.
Damit ist der arabisch-israelische Konflikt noch nicht beigelegt, aber er ist lösungsreif geworden. Beigetragen dazu hat eine Reihe sowohl regionaler wie auch internationaler Entwicklungen. Zu diesen gehört der entschiedene Realismus der PLO, der sich aus so unterschiedlichen Elementen genährt hat wie der politischen und finanziellen Krise der palästinensischen Exilführung und dem Selbstbewußtsein neuer sozialer Akteure in den besetzten Gebieten, darunter auch islamistischer Kräfte, die in der Intifada, dem palästinensischen Aufstand, ihre Kraft entdeckt hatten, nach und nach aber auch erkannten, daß sich mit Aufstand allein kein Staat machen läßt. Dazu gehörte der Regierungswechsel in Israel, mit dem 1992 die im Prinzip friedensunwillige und nur unter amerikanischem Druck an den Verhandlungstisch gezwungene LikudRegierung von der ihrerseits realistischeren Arbeiterpartei abgelöst wurde.